07 Juli 2022   1104   4 min

Tech Check: Antibakterielle Touchoberflächen

Wirksamer Schutz oder geschicktes Marketing?

Spätestens seit der weltweiten Corona-Pandemie begegnen uns im Alltag immer mehr Produkte, die mit ihren antimikrobiellen Eigenschaften werben – selbst Sicherheitsinformationen im Flugzeug sind inzwischen auf „sicherem“ Papier gedruckt.

Auch im Bereich der Touchdisplays ist immer häufiger die Rede davon, dass die Touchoberflächen antimikrobiell beschichtet sind.

Genaues Hinschauen lohnt

Aber was bedeutet dieses für den Anwender? Welchen Schutz und wovor bieten solche Oberflächenbehandlungen? Schaut man sich die Informationen zu solchen Beschichtungen genauer an, wird relativ schnell klar, dass hier vor allem gutes Marketing betrieben wird.
Im Kleingedruckten findet man dann jedoch die Hinweise, dass die Wirkung solcher Beschichtungen je nach Art der Bakterien und Umgebungsbedingungen variieren kann und dass solche Beschichtungen Anwender nicht grundsätzlich vor Bakterien schützen und auch keinerlei Wirkung gegenüber Viren besitzen. Dementsprechend schützen solche Beschichtungen auch nicht vor Übertragung von Covid-Viren.

Selbst bei TÜV-geprüften antibakteriellen Eigenschaften lohnt sich ein genauer Blick. In der Regel bescheinigt das TÜV-Zertifikat lediglich, dass sich die auf die Oberfläche aufgebrachten Bakterienstämme nach einem Zeitraum von 24 deutlich reduziert haben. Entsprechend der Normen gilt die Oberfläche damit als antibakteriell wirksam, wie viele Bakterien sich aber nach zwei, drei oder vier Stunden auf der Oberfläche befinden, wird hier nicht erfasst.

Übertragen auf den Schul- oder Businessalltag heißt dieses, eine antibakterielle Oberfläche kann 24 Stunden nach der letzten Benutzung annähernd keimfrei sein, von einer Schulstunde zur nächsten oder von einem Meeting zum nächsten ist dieses jedoch nicht gewährleistet.

Ein Gesundheitsrisiko?

Um eine Oberfläche mit antibakteriellen Eigenschaften auszustatten, werden in der Regel chemische Verbindungen mit Nanosilber-Partikeln verwendet. Diese werden auf die Oberfläche aufgetragen und gehärtet. Die antibakterielle Wirkung von Nanosilber, die durch Ionisierung an der Oberfläche erfolgt, ist hinlänglich bekannt. Allerdings werden dem Nanosilber auch schädliche Eigenschaften für Umwelt und Gesundheit zugeschrieben. So spricht zum Beispiel der BUND in einer Publikation davon, dass Nanosilber vor allem für Jungstadien von Tieren eine toxische Wirkung besitzt und auch der unreglementierte Einsatz ohne hinreichende Untersuchungen im Hinblick auf gesundheitliche Auswirkungen beim Menschen sei nicht zu verantworten. Um eine Gesundheitsgefährdung bei der Nutzung von Touchdisplays auszuschließen, gehen nun erste Beschaffungsstellen den Weg, Displays mit Nanosilber-Beschichtung unter dem Hinweis der Gesundheitsgefährdung von der Vergabe auszuschließen.

Und die Bildqualität?

Neben der unklaren Situation in Bezug auf gesundheitliche Auswirkungen, kann sich eine antibakterielle Beschichtung auch auf die Bildqualität eines Displays auswirken. Die zusätzliche Schicht auf dem Glas sorgt für eine Veränderung der Lichtbrechung, was Einfluss auf Bildhelligkeit und Betrachtungswinkel haben kann. Befindet sich zusätzlich zur antibakteriellen Schicht noch eine Antireflexionsbeschichtung auf dem Glas, muss sich das Licht seinen Weg bereits durch zwei zusätzliche Schichten suchen und wirkt flauer, als bei Displays, die ohne Beschichtung auskommen.

Geätzte Glasoberflächen für beste Bildqualität und hygienische Reinigung

Eine gute, dauerhafte und sichere Alternative zu antibakteriellen Beschichtungen, sind geätzte Glasoberflächen. Diese Oberflächen werden in einem speziellen Verfahren mechanisch bearbeitet. Ziel dieser Ätzung ist es, Reflexionen auf dem Glas zu minimieren. Im Gegensatz zu Beschichtungen ist diese Bearbeitung der Oberfläche, wie sie zum Beispiel bei Displays aus unserer ETX-Serie erfolgt, dauerhaft und kann auch durch Nutzung und Reinigung nicht abgetragen werden. Dadurch ist es möglich diese Oberflächen auch mit Mitteln zur Oberflächendesinfektion zu reinigen und so das Display nach jedem Meeting oder jeder Unterrichtseinheit in einen sicheren Zustand für nachfolgende Nutzer zu bringen.

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