Im Juli hatten wir das Vergnügen, Teil 1 unseres Interviews mit Deborah Ghisolfi, CEO von Agile Marketing Italia, zu führen.Im ersten Teil des Interviews erklärte Deborah, was agile Visualisierung ist und wie agile Organisationen von einem visuellen Ansatz profitieren können.Als agile Fachfrau, die sich sowohl für Agilität wie auch für Visualisierung begeistert, wird Deborah während der kommenden eXperience Agile Lissabon-Veranstaltung (29.-30. September) einen Kurs über visuelles Denken für agile Marketeers durchführen. In Teil 2 des Interviews teilt Deborah ihre Vision des visuellen Denkens und erklärt, wie ein visueller Ansatz sie als Trainerin unterstützt.
Visual Thinking ist eine Technik, die es ermöglicht, Gedanken, Ideen und Konzepte durch Bilder zu organisieren und so einen Lern- und Problemlösungsprozess zu unterstützen. Im Laufe der Zeit sind Bilder zu Schlüsseln im Kommunikationsfluss geworden. Das ist alles mit Bilder möglich:
Mit Visual Thinking können Sie die Schritte organisieren, die vor der Verwirklichung des Endziels zu unternehmen sind und ihre Ergebnisse organisieren. Es ist wichtig, dass alle Teammitglieder mit den gewünschten Ergebnissen zufrieden sind. Andernfalls sind Meilensteine nicht mehr als ein Datum.
Die Möglichkeit, den gesamten Prozess zu überwachen, und die Transparenz, die die Visualisierung bietet, führt zu Vertrauen innerhalb des Teams, die Überwachung des Prozesses ist wichtig. Denn wenn Sie zum Beispiel im November mit der Organisation einer Marketingkampagne beginnen, die auf der Definition einer bestimmten Käuferpersönlichkeit basiert, bedeutet das nicht, dass die Käuferpersönlichkeit im nächsten Jahr, im Mai oder Juni, dieselbe ist. Deshalb ist es so wichtig, den Prozess zu visualisieren und dies zu überprüfen. Visual Thinking kann also als Projektmanagement-Tool eingesetzt werden, aber auch, um neue Ideen zu generieren.
Stimmt ihr mir zu, wenn ich sage, dass die Zusammenfassung dessen, was während eines Treffens diskutiert wurde, sehr wichtig ist? Schlüsselinformationen sollten hervorgehoben werden, und der Inhalt sollte so organisiert sein, dass die Teilnehmer einen schnellen Überblick haben und detaillierte Informationen leicht erkennen können. Häufig kommt es jedoch vor, dass z.B. eine Marketingstrategie durch viele Powerpoint-Folien und Excel-Tabellen erläutert wird. Um ehrlich zu sein, frage ich mich, wie die Teilnehmer in einem solchen Umfeld die benötigten Informationen auswählen können, um Entscheidungen zu treffen. Wie können sie Prioritäten setzen und die Maßnahmen identifizieren die erforderlich sind, um herauszufinden, wohin sie gehen wollen? Und hier kommt Visual Thinking ins Spiel. Verschiedene Visualisierungstechniken, wie ein Design Thinking-Canvas, Skizzen oder Mindmaps erlauben die Darstellung von Ideen zu Konzepten, Projekten und Arbeitsabläufen um z.B. die Marketingstrategie zu unterstützen und sie zu definieren.
Mit Visual Thinking-Techniken können Sie das:
Die Entscheidungsfindung wird schneller und transparenter, wenn alle Informationen organisiert, angezeigt und für alle sichtbar sind. Unternehmen können komplexe Projekte managen ohne, dass das Endziel und den Fortschritt aus den Augen zu verlieren. Bei jedem Meeting, ob informativ, entscheidungsorientiert, kreativ oder koordinierend, wird das Meeting durch den Einsatz von Visual Thinking engagierter, partizipativer und effektiver.
Visuelle Zusammenfassungen helfen daebi, ein Projekt oder eine Idee zu präsentieren und ermöglichen es, Dinge zu klären und Informationen auszutauschen. Wenn Brainstorming-Sitzungen durch Visual Thinking geführt werden, und wenn das Ergebnis visualisiert und in Mindmaps organisiert wird, dann wird es einfacher Ideen in einer nächsten Phase umzusetzen. Visual Thinking hilft Ihnen also, sowohl auf individueller als auch auf Gruppenebene effektiver zu präsentieren, zu visualisieren, zu erklären, die Kreativität anzuregen oder Entscheidungen zu treffen.
Die wichtigste Lektion, die ich den Teilnehmern mit auf den Weg geben möchte ist, dass in einer agilen Umgebung nichts statisch ist. Wenn Pläne nicht mit den Bedürfnissen des Kunden und den gewünschten Ergebnissen übereinstimmen, dann müssen sie geändert werden. Und man muss sich vor Augen halten, dass sich möglicherweise jeden Tag etwas ändern kann. Besonders in der COVID-19-Krise, in der wir wirklich herausfordernde VUCA-Zeiten (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit) erleben, müssen wir Teile unserer Aktivitäten neu clustern, als wären sie Teile eines Puzzles, und manchmal müssen wir bestimmte Teile einfach loswerden.
Visualisieren Sie die Herausforderungen, Chancen, Bedrohungen und Unsicherheiten. Und wenn diese Datensätze zeigen, dass sich bestimmte Aspekte geändert haben, müssen Pläne geändert werden. Wenn Sie wissen, warum sich ihre Pläne ändern, können Sie in Ihrem Kopf einen Mechanismus, eine Denkweise schaffen, die Veränderungen jeden Tag zulässt. Letztendlich ist es besser, jeden Tag kleine gute Entscheidungen zu treffen, als nach 3 Monaten eine große Veränderung umzusetzen.
Visuelle Kommunikation kann helfen, sich zu konzentrieren, auf dem Weg zu bleiben, sich auf die Lernergebnisse zu konzentrieren, zu verstehen wie ich die Anliegen oder Herausforderungen der anderen Teilnehmer erforschen kann. Ob ich also in einer Offline- oder Online-Sitzung arbeite, visuelle Kommunikation hilft mir auf zwei Arten. Erstens hilft sie mir, mich auf die Lernergebnisse zu konzentrieren, und zweitens hilft sie mir, mich auf die Herausforderungen und Stärken meiner Teilnehmer zu konzentrieren. Ich liebe es, die Lernergebnisse während einer Schulungssitzung zu visualisieren, zum Beispiel durch den Einsatz von Skizzentechniken. Dies bietet eine Zusammenfassung dessen, was wir während der Sitzung getan haben. Und wenn ich die Leute einlade, ihr Feedback mit Hilfe visueller Kommunikationsmittel wie Magic-Chart Notes zu geben, und ich sehe, dass die Leute zweifeln, ob sie einen Zettel mit Feedback an eine Tafel schreiben sollen oder nicht oder ob sie das "richtige" Feedback auf den Zettel geschrieben haben, dann weiß ich als Trainerin, dass ich mich darauf einstellen muss ,die Dinge vielleicht weiter klären zu müssen.
Wenn ich mir meine Trainingspraktiken ansehe, dann liebe ich flexible visuelle Kommunikationsmaterialien, wie die Magic-Charts, die mit einem Template versehen werden können, wie z.B. ein Buyer-Persona-Canvas oder eine Empathiekarte.
Aber auch eine "Rückmeldungswand" oder "Rückblickwand" würde sich in meinen Top 3 befinden. Als Rückmeldungswand bevorzuge ich eine große Schreibwand, auf der die Sitzungsteilnehmer nach einer Sitzung ihr Feedback abgeben können. Die Teammitglieder können eingeladen werden, um auszudrücken wie zufrieden sie während einer bestimmten Sitzung oder eines Treffens waren oder welche Gedanken sie zu einem bestimmten Thema oder Projekt haben. Dann können sie gebeten werden, ihr Feedback auf einem elektrostatischen Zettel niederzuschreiben und den Zettel auf die Feedback-Wand zu kleben. Wenn Sie einen agilen Übergang beginnen, ist das gemeinsame Feedback sehr wichtig. Ich betrachte Feedback als ein Geschenk an andere, weil Sie sich um sie kümmern. Und wenn Teammitglieder sich gegenseitig Feedback geben, hören sie einander besser zu.
In einem Trainingskurs gibt es introvertierte und extrovertierte Menschen. Visuelle Kommunikation kann introvertierten Menschen helfen, sich mehr zu engagieren. Punktabstimmung kann zum Beispiel als Werkzeug zur Priorisierung von Themen oder zur Entscheidungsfindung bezüglich der nächsten Schritte in einem Projekt verwendet werden. Wenn die stille Punktwahl angewendet wird, ist es für die Teilnehmer auch für introvertierte Teilnehmer einfacher, ihr Feedback mitzuteilen. Stilles Brainstorming" kann auch helfen, wenn sich die Teilnehmer nicht wohl genug fühlen um aktiv an einer Sitzung teilzunehmen. In einer stillen Brainstorming-Sitzung wird die Schlüsselfrage oder Problemdarstellung auf Papier an einer zentralen Stelle ausgetauscht. In einem nächsten Schritt haben wir 30 Minuten Stille, und jeder Teilnehmer ist eingeladen, seine Gedanken in Bezug auf das Schlüsselthema in Worten oder Bildern auszudrücken. Dann sammle ich alle Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und gestalte daraus ein großes Bild, an der Wand oder auf einer Tafel. Mit dieser stillen Brainstorming-Methode können selbst die schüchternsten Personen die besten Ideen ausdrücken.
